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Christoph Meckel: Rede vom Gedicht
Das Gedicht ist nicht der Ort Wo die Schönheit gepflegt wird Hier ist die Rede vom Salz Das brennt in den Wunden Hier ist die Rede vom Tod Von vergifteten Sprachen Von Vaterländern, die eisernen Schuhen gleichen Das Gedicht ist nicht der Ort Wo die Wahrheit verziert wird Hier ist die Rede von Blut Das fließt aus den Wunden Vom Elend, vom Elend, vom Elend des Traums Von Verwüstung und Auswurf Von klapprigen Utopien Das Gedicht ist nicht der Ort Wo der Schmerz verheilt wird Hier ist die Rede von Zorn und Täuschung und Hunger Die Stadien der Sättigung werden hier nicht besungen Hier ist die Rede von fressen, gefressen werden Von Mühsal und Zweifel Hier ist die Chronik der Leiden Das Gedicht ist nicht der Ort Wo das Sterben begütigt Wo der Hunger gestillt Wo die Hoffnung verklärt wird Das Gedicht ist der Ort der zu Tode verwundeten Wahrheit Flügel, Flügel, der Engel stürzt Die Federn fliegen einzeln und blutig im Sturm der Geschichte Das Gedicht ist nicht der Ort Wo der Engel geschont wird
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Die Welle sprüht, und staut zurück und weichet, Und schwillt bergan, sich immer selbst zu trinken; Gehemmt ist nun zum Vater hin das Streben. Sie schwankt und ruht, zum See zurückgedeichet; Gestirne, spiegelnd sich, beschaun das Blinken Des Wellenschlags am Fels, ein neues Leben. |