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Alt 13-10-2003, 13:50
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GRÜß GOTT!!!

1.

Die Halbgötter / Tyll 39 , 1926

Manchmal möcht' ich gar zu gerne wissen,
wie sich das bei großen Herrn verhält,
ob die hin und wieder auch mal müssen,
und wie sich die Würde dazu stellt.

Was für ein Gesicht macht wohl der große
Takkur, wenn er das Papier ergreift,
oder Er, wenn Er die Marschallshose
zu bewußtem Zweck herunterstreift?

Wie benimmt sich dabei unser Gerhart?
Kennt er Goethes Haltung im W.C.?
Ist Stefan Georges Stuhlgang sehr hart,
oder jauchzt er dabei Evoe?

Wahrt die bonapartischen Gebärden
Mussolini auch, wo's niemand sieht?
Kann's die Denkerwürde wohl gefährden,
wenn Graf Keyserling die Strippe zieht?

Ob Diktator, Denker, Dichter, König,
keinem ist der Erdenrest geschenkt.
Und den Landmann schert die Herkunft wenig,
wenn er seine Wiesen damit tränkt.




2.

Muttersprache / Max von Schenkendorf

Muttersprache, Mutterlaut,
Wie so wonnesam, so traut!
Erstes Wort, das mir erschallet,
Süßes, erstes Liebeswort,
Erster Ton, den ich gelallet,
Klingest ewig in mir fort.

Ach, wie trüb ist meinem Sinn,
Wann ich in der Fremde bin,
Wann ich fremde Zungen üben,
Fremde Worte brauchen muß,
Die ich nimmermehr kann lieben,
Die nicht klingen als ein Gruß!

Sprache, schön und wunderbar,
Ach, wie klingest du so klar!
Will noch tiefer mich vertiefen
In den Reichtum, in die Pracht,
Ist mir's doch, als ob mich riefen
Väter aus des Grabes Nacht.

Klinge, klinge fort und fort,
Heldensprache, Liebeswort,
Steig empor aus tiefen Grüften,
Längst verschollnes altes Lied,
Leb' aufs neu in heil'gen Schriften,
Daß dir jedes Herz erglüht.

Überall weht Gottes Hauch,
Heilig ist wohl mancher Brauch;
Aber soll ich beten, danken,
Geb' ich meine Liebe kund,
Meine seligsten Gedanken,
Sprech' ich wie der Mutter Mund!

3.


Nur ein Leben / Wilhelm Wackernagel

Ein Tropfe fällt: es klingt
Das Meer nur leise.
Die Stelle wird umringt
Von Kreis' an Kreise.

Und weiter, immer mehr.
Nun ruht es wieder.
Wo kam der Tropfen her?
Wo fiel er nieder?

Es war ein Leben nur
Und nur ein Sterben,
Und kam, auch eine Spur
Sich zu erwerben.

4.



Nun hast du mir den ersten Schmerz getan /
Louis Charles Adelaide de Chamisso de Boncourt (Chamisso, Adelbert von)

Nun hast du mir den ersten Schmerz getan,
Der aber traf.
Du schläfst, du harter, unbarmherz'ger Mann,
Den Todesschlaf.
Es blicket die Verlaßne vor sich hin,
Die Welt ist leer.
Geliebet hab' ich und gelebt, ich bin
Nicht lebend mehr.
Ich zieh mich in mein Innres still zurück,
Der Schleier fällt,
Da hab' ich dich und mein vergangnes Glück,
Du meine Welt!

5.


Chor der Toten / Conrad Ferdinand Meyer

Wir Toten, wir Toten sind größere Heere
Als ihr auf der Erde, als ihr auf dem Meere!
Wir pflügten das Feld mit geduldigen Taten,
Ihr schwinget die Sicheln und schneidet die Saaten,
Und was wir vollendet und was wir begonnen,
Das füllt noch dort oben die rauschenden Bronnen,
Und all unser Lieben und Hassen und Hadern,
Das klopft noch dort oben in sterblichen Adern,
Und was wir an gültigen Sätzen gefunden,
Dran bleibt aller irdische Wandel gebunden,
Und unsere Töne, Gebilde, Gedichte
Erkämpfen den Lorbeer im strahlenden Lichte,
Wir suchen noch immer die menschlichen Ziele -
Drum ehret und opfert! Denn unser sind viele!

6.

Poetentod / Gottfried Keller

Der Herbstwind zieht; der Dichter liegt im Sterben,
Die Wolkenschatten jagen an der Wand;
An seinem Lager knien die zarten Erben,
Des Weibes Stirn ruht heiß auf seiner Hand.

Mit dunklem Purpurwein, darin ertrunken
Ein letzter Abendstrahl, netzt er den Mund,
Dann wieder rückwärts auf den Pfühl gesunken,
Tut er den letzten Willen also kund:

"Die ich aus Wunderklängen aufgerichtet,
Dahin ist dieses Hauses Herrlichkeit!
Ich habe ausgelebt und ausgedichtet
Mein blühend Lied und meine Erdenzeit.

Das stolz und mächtig diese Welt regierte,
Es bricht mein Herz, mit ihm das Königshaus;
Der Gastfreund, der die edlen Hallen zierte,
Der Ruhm wallt mit dem Leichenzug hinaus.

Dann löschet meines Herdes Weihrauchflamme
Und zündet wieder stille Kohlen an,
Wie's Sitte war bei meiner Väter Stamme,
Eh ich den Schritt auf dieses Rund getan.

Und was den Herd in schöner Form umkränzte,
Was sich an alter Weisheit um ihn fand,
In heil'gen Schriften auf Gesimsen glänzte,
Streut in den Wind, gebt in der Juden Hand:

Daß meines Geistes unbekannter Erbe
Mit klarem Aug', im leichten Schülerkleid,
Auf offnem Markt sich ahnungsvoll erwerbe,
Was ich in Sternennächten eingeweiht.

Nur meine Rosengärten lasset stehen,
Bis auch mein herrliches Poetenweib,
Im nächsten Lenze, wird zur Ruhe gehen,
Den Blumen gebend ihren schönen Leib.

Dann aber mäht die Rosenbüsche nieder
Und brechet meine grünen Lauben ab!
Der Boden trage Kohl und Rübe wieder: -
Nur Eine Rose laßt auf unserm Grab!

Mein Lied wird siegreich durch die Lande klingen,
Ein Banner von den Höhn der Erde wehn:
Doch ungekannt, mit mühsalschwerem Ringen
Wird meine Sippschaft dran vorübergehn.

Drum sollt ihr meinem Sohn das Leben gründen,
Gebt ihm ein Handwerk, oder auch ein Schwert:
Und du, mein Mädchen! wirst den Freier finden,
Der dich in Lieb' und Treuen redlich nährt.

Gebt jenem Band verblichner Schrift den Flammen,
s'Ist meiner Jugend greller Widerschein;
Ein frisches Lorbeerreis biegt mir zusammen
Und legt's zu Häupten mir im Totenschrein.

Arm, wie ich kam, soll man hinaus mich tragen!
Den Lorbeer nur will ich mit Zaubermacht
Als Wünschelrute an die Sterne schlagen
Nach neuen Klängen aus der Strahlenpracht." -

Noch überläuft sein Angesicht, das reine,
Mit einem Strahl das sinkende Gestirn -:
So glühte eben noch im Rosenscheine,
Nun starret kalt und weiß des Berges Firn.

Und wie das Schneegebirg, erlöscht, verblichen,
Zum Himmel raget zwischen Tag und Nacht,
Der letzte Glockenhall durchs Tal gestrichen,
Dann tiefe Stille ob den Landen wacht:

Die ganze Größe dieses stummen Spieles
Ruht in der engen Totenkammer nun,
Wo Weib und Kinder, stumm, voll Wehgefühles,
Verlassen um die Dichterleiche ruhn.

Und wie durch Alpendämmerung das Rauschen
Von eines späten Adlers Flügeln weht:
Ist in der Todesstille zu erlauschen,
Wie eine Geisterschar von hinnen geht.

Sie ziehen aus, des Seligen Penaten,
In reiche Prachtgewande tief verhüllt;
Sie gehn, die an der Wiege schon beraten,
Was er in Liedern dann so schön erfüllt.

Voran, gesenkten Blicks, das Leid der Erde,
Verschlungen mit der Freude Traumgestalt,
Die Phantasie und endlich ihr Gefährte,
Der Witz, mit leerem Becher, stolz und kalt.


Greetz
Aaron
__________________

Geändert von CNCAaron (13-10-2003 um 14:48 Uhr).
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