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Alt 31-10-2002, 12:13
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Denglisch-Notwendigkeit oder Dummdeutsch?
Es ist schon ein starkes Stück: Da wohnt man in Deutschland, hat sein Telefon bei einer deutschen Telefongesellschaft angemeldet und bekommt jeden Monat eine Rechnung auf Englisch - mit Global Call, City Call, Regio Call usw. Schlimmer noch: alle bezahlen treu, gläubig und untertänig, keiner wagt einen Widerspruch.

Keiner? Doch, eine kleine Gruppe von wackeren und aufrechten Kämpfern aus - nein,nicht aus einem kleinem Dorf in Gallien,sondern aus Dortmund - bekämpft diesen sprachlichen Unsinn und bezahlt die Rechnungen in englischer Währung. Der daraus entstehende Rechtsstreit endet so, wie es viele von Ihnen schon festgestellt haben (sollten): Es heißt wieder Stadtgespräch und Ferngespräch, wenngleich auch leider die völlig überflüssigen englischen Wörter weiterhin zu lesen sind.
Doch dieser sprachliche Blödsinn ("German Call" heißt schließlich "deutscher Anruf " und dürfte, selbst wenn es so etwas gäbe, nur auf Deutsch in einer Rechnung stehen) ist nur die Spitze eines aus Anglizismen und Amerikanismen bestehenden "sprachlichen Eisberges" und nimmt von Tag zu Tag groteskere Formen an. Da befördert die Post Lucky Päcks (für ein Sprachmatsch! Ob die Pakete nun endlich schneller ankommen?), die Parfümeriekette Douglas fordert auf: Come in and find out! (gibt es hier wirklich so viele US-Touristen?),jedes noch so kleine Highlight wird mit standing ovations bedacht (auch bei Höhepunkten klatscht es sich im Sitzen besser ),usw.,usw.Und wenn einem nach soviel Schwachsinn schlecht wird,nützt auch kein Wellness Studio mehr. "Need a change?" fragt Peek &Cloppenburg, und ich antworte: "Ja, und zwar im Umgang mit der deutschen Sprache!"

Aus diesem Grunde bin auch ich dem VDS beigetreten, dem "Verein Deutsche Sprache." Er hat sich zum Ziel gesetzt, in dem ewigen Fluss der Sprache als dessen sprachlicher An-walt aufzutreten. Er widersetzt sich einer verbreiteten Tendenz in unseren Medien wie in unserem Alltagsleben, eine Sprachneuheit schon deshalb als überlegen anzusehen,weil sie aus dem Englischen kommt. Er tritt für mehr Selbstachtung aller Menschen ein,die Deutsch als Muttersprache haben und entsetzt sind über die Selbstauflösung dieser schönen Sprache.

Doch da höre ich schon die Einwände, ich bekomme sie jeden Tag zu hören:

In der Zeit der Globalisierung ist es notwendig, ja unverzichtbar, unsere Sprache mit Anglizismen (es sind übrigens überwiegend Amerikanismen) zu durchsetzen.


Durch die Einführung der Computer, besonders aber durch das Internet, ist eine "Ver- englischung" unserer Sprache notwendig.


Die Sprachen haben sich schon immer gewandelt und sich den Veränderungen in der Gesellschaft angepasst.


Sich für den Erhalt der deutschen Sprache einzusetzen, sei ein " rechtslastiges" Unterfangen.
Ich muss gestehen, dass ich bei diesen Argumenten Magenbeschwerden bekomme, denn sie erweisen sich als " blanker Unsinn":

Zu Argument 1:

Es glaubt doch wohl keiner im Ernst, dass die oben angeführten wenigen Beispiele - ich könnte noch eine unendliche Anzahl von Beispielen hinzufügen - unsere Sprache den Menschen verständlicher machen ,die kein Deutsch sprechen.? Mit Sätzen wie " Wir müssen unseren time frame im Auge behalten, damit wir unser target erreichen und nicht die alert line overshooten" (aus einer Besprechung eines international tätigen deutschen Unternehmens) katapultieren wir uns ins internationale Abseits, auch wenn hierzulande einige denken, sie bewiesen kosmopolitische Denk- und Lebensweise. Jetzt kann nämlich auch der Russe, der mit viel Mühe und großem finanziellen Aufwand Deutsch in der Schule und dann im Goethe-Institut gelernt hat,nichts mehr verstehen.Und der Eingeborene von den Fidschiinseln, der sehr wohl Englisch spricht,kann mit unserem "Pidgin-Deutsch" nichts anfangen, da er Wörter wie z.B. handy,mindmap,shoppen,hoppen und toppen nicht kennt.Wie denn auch,sind sie doch keine englischen Wörter. Heißt also Globalisierung, die Sprachen so zu verhunzen, dass keiner mehr etwas versteht? Zumindest in Deutschland gibt es immer mehr Menschen, die nichts mehr begreifen, und es wäre wirklich reizvoll herauszufinden, bei wem das Unverständnis größer ist - bei denen mit oder bei denen ohne Englischkenntnisse. Wer also Denglisch mit Deutschen spricht, spielt Kolumbus, obwohl er nur ein Binnen-schiffer ist! Der Herausforderung der Globalisierung können wir also nur begegnen, indem wir Fremd- sprachen lernen,wobei Englisch natürlich an erster Stelle steht.Doch wusste man das nicht schon, als es das Wort "Globalisierung" noch gar nicht gab.....?


Zu Argument 2:

Zwar bin ich noch nicht an das Internetz angeschlossen,doch bin ich mir absolut sicher, dass ich in einem solchen Fall eines nicht ändern werde: Meinem amerikanischen Freund werde ich auch weiterhin auf Englisch schreiben, meinem deutschen Freund in Schweden weiterhin auf Deutsch.Warum also sollte sich unsere Sprache durch die Computer ändern? Nun wird der Leser vielleicht einwenden, dass solches schon stimmen mag, gemeint sei aber nicht unsere Verständigungssprache, sondern die Computer-Fachsprache. In diesem Zusammenhang ist nach einer Untersuchung von Dieter E. Zimmer (" Deutsch und anders ", ro-ro-Sachbuch) interessantes festzustellen: Die Finnen haben 93% der aus Übersee kommenden Computerausdrücke übersetzt, die Franzosen 86%, die Polen 82%, die Spanier 80%, die Deutschen jedoch nur 57%, sie werden überraschenderweise nur noch von den Dänen mit 52% unterboten. Warum wir die Terminologie unübersetzt hinnehmen, als wäre sie gottgewollt, lässt sich vielleicht an folgendem Beispiel erklären. Originalton eines Berichterstatters von der Cebit auf NDR 4: " Wir müssen uns auf einen neuen Terminus einstellen,die ´wireless connected information box.` Müssen wir das wirklich? Nur weil Menschen, die zwar durch ihre berufliche Position einen großen Einfluss auf die Gesellschaft ausüben, aber sowohl im Deutschen wie im Englischen über einen beschränkten Wortschatz verfügen (wie übrigens viele Computerfachleute) ?Ich jedenfalls hätte kein Problem, diesen Ausdruck zu übersetzen, wie sich auch viele andere Ausdrücke übersetzen ließen, die die Liste der Amerikanismen bis zum Überlaufen füllen. Dabei ist es ein Zeichen von Borniertheit und Arroganz, Versuche zu belächeln, Computer- sprache zu übersetzen,zumal es viele gelungene Beispiele gibt. Oder benutzen wir etwa die englischen Wörter für "Schnittstelle," "vernetzen,", "Treiber", usw.? Wahrscheinlich kennen einige von uns die entsprechenden Übersetzungen gar nicht, und wir würden auch "homepage" und "e-mail" nicht kennen, hätten wir von Anfang an "Leitseite" und "E-Post" gehört.Aber so müssen wir uns eben mit dem an Albernheit nicht mehr zu übertreffenden "downloaden" u.a. Wörtern herumschlagen. Müssen wir es wirklich...?

Zu Argument 3:

Gegen dieses Argument ist nichts zu sagen; so war es-wenn auch nicht überall, doch in vielen Ländern- schon immer, so wird es bleiben. Doch was hat die immer stärker werdende Manipulation unserer Sprache durch die Werbung und die ihr dienenden Träger,der Massenmedien, mit einer sanften Veränderung unserer Sprache als Anpassung an gesellschaftliche Veränderungen zu tun? Es verwundert mich doch immer wieder, dass gerade die sogenannten "68er," die schon immer hinter allem die von "denen da oben " angezettelten Manipulationen vermuteten, heute eben jenen auf den Leim gehen, wenn sie die nächste Sitzung canceln (kanceln, känceln,cänceln,känzeln?), ihre Ehefrau supporten, ihre kids wie youngsters outfitten, beim nächsten outdoor event unbedingt dabei sein müssen, weil sie sonst in heavy rotations kämen und beim banking auf das ranking achten müssen. Und da werden doch so einige-darunter selbst Kollegen-aggressiv, wenn ich dieses-nämlich deren Deutsch- als Dummdeutsch bezeichne!
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