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Mittlere Pommes und eine Blutdruckerhöhung zum Mitnehmen, bitte.
So, da war ich jetzt also gerade bei McDonald's, um der soeben aus dem Urlaub angekommenen Familie etwas zu essen zu kaufen. Leider scheint McDonald's ein Hauptsitz jener zu sein, die bei der genetischen Lotterie den zerebralen Trostpreis gezogen haben.
Der ganze Scheiss fing schon bei der Hinfahrt an. Einige Polizisten in einem Streifenwagen haben gesehen, dass ich gerade ausparken wollte, und hielten kurz, um mich rauszulassen. Ich hebe die Hand zum Dank und parke aus. Keine halbe Minute später werde ich von exakt jenem Streifenwagen an die Seite gewunken und nach Führerschein und Fahrzeugpapieren gefragt. Nun gut, man kann sich über den Sinn einer allgemeinen Verkehrkontrolle unterhalten, aber irgendwie kam mir diese Sache doch schon seltsam vor. Wie auch immer, nachdem nicht als kinderfressender Irrer idenfiziert worden bin, durfte ich meine Reise zur chemischen Aufbereitungsanlage antreten. Kurz vor angesprochenem Etablissement kommt diese jedoch zu einem jähen Ende. Einige Fussgänger blockieren eine sehr enge Kurve, welche mich hurtig zu meinem erwünschten Parkplatz geführt hätte. Da sie keine Anstalten machen, ihre verfetteten Leiber aus dem Weg meines von Warte der Strassenverkehrsordnung aus betrachtet völlig einwandfreiem Abbiegemanövers zu bewegen, frage ich doch mal zaghaft durch das offene Fenster an, ob man plane, den Rest der Nacht auch hier zu verbringen oder nicht vielleicht doch wieder zurück in den Abwasserkanal krieche, um periodisch wieder an der Oberfläche zu erscheinen und kleine Kinder zu erschrecken. Ehrlich gesagt habe ich einfach nur darum gebeten, mich durchfahren zu lassen, wozu ich die Worte "Würden sie mich bitte durchlassen?" verwendete. Die Antwort war eher physikalischer Natur und bestand aus einem Tritt vor meine Stossstange. Ich löste mein Problem durch Auskuppeln und spontanes Durchtreten des Gaspedals. Aber wie der grosse Bart am Himmel weiss: Nach vielen Plagen steht das fettriefende Land. Milch und Honig flossen im Überfluss aus dem Eisbecher eines kleinen Kindes direkt auf meine Schuhe. Der Herr sei gepriesen. Der kleine Popokopp, offensichtlich ein Ergebnis antiautoritärer Erziehung und zudem das beste Argument gegen Abtreibungsgegner, bemerkt sein Verfehlen jedoch nicht oder ignoriert es geflissentlich. Vielleicht symbolisiert er auch einfach nur die Hast der Menschen in der Neuzeit, indem er weiterhin Eiscreme in seine offene Luke schaufelt. Es ist ja nun einmal eine Tatsache, dass ein moderner Mensch gerne alles hätte - Karriere, Familie, Freunde, Hobbies - und es doch oft dazu kommt, dass er mit beiden Händen schöpft und schöpft und dabei in seiner ungerichteten Hast gar nicht merkt, dass er immer mehr und mehr der ihm so wertvollen Werte verliert und ungeachtet jeder Logik versucht, diesen Verlust durch noch mehr Geschwindigkeit auszugleichen und doch nur verzeichnen muss, dass er seinen Mitmenschen mehr und mehr schadet, dass er all dies, was er eigentlich zu schützen wünscht, verschandelt und zu einer Farce verkommen lässt, die bärtigen Informatikstudenten auf die Schuhe läuft. Das kann ich jetzt sagen, aber während meines Anstehens in der Schlange vor der Kasse hielt ich den kleinen Mistbock doch eher für ein Ärgernis als für ein Kunstprojekt. Mein letzter Nerv brach. Meine Geduld lag blank. Mein Hass war vollendet. "Kind", so sprach ich, "wie wärs, wenn du dein Eis dem Papa auf die Schuhe kippst statt mir?" Davon war Papa nicht begeistert. Der glatzköpfige Anzugträger steht von seinem Tisch auf und schiebt sich mit erhöhter Geschwindigkeit zu mir. In weltgewandtem, edlem Bariton intoniert er "Wie kommst du dazu, meinen Sohn zu beleidigen, du Arsch?" In pottischem, proletischem Tenor antworte ich "Wenn du jetzt schon beleidigt bist, frage ich mich, was du denkst, wenn ich gleich zu dir "paranoider Peniskopf" sage." Unerwarteterweise bekomme ich keinen Arschtritt. Ganz offensichtlich war diese Antwort nicht das, was mein pädagogisch nur bedingt begabter Gegenüber erwartete. Er dreht sich einfach um, nimmt sein Kind an der Hand und setzt sich hin. Nach Reinigung meines Schuhes vermittels einer Seviette, die ich einem zu diesem Zwecke installierten Spendergerät entnahm und ordnungsgemäss nach Gebrauch dem Papierkorb zuführte, war ich auch schon bald an der Reihe, meine Bestellung zu nennen und nach erfolgreicher Zahlung des Endbetrages eine Papiertüte mit Werbeaufdruck aus dem Lokal zu führen. Das versetzte mich in eine fröhliche Stimmung, welche aufgrund der inhärenten Gesetze des Universums auch schon bald wieder verflog. Man stelle sich die Ausfahrt vom Parkplatz vor. Es handelt sich um eine Einbahnstrasse, welche nur ein Fahrzeug in der Breite zulässt, und an einer Kreuzung endet, welche dem gesättigten Kunden das Abbiegen zur rechten Hand gestattet. An der Seite steht ein von einem Bediensteten mit Sinn für die Umwelt tückisch geschickt platzierter Mülleimer, welcher gar unermüdlich die Abfälle und Überflüsse einer westlichen Zivilisation in sich aufnimmt, um sie in Bälde voller Sinn fürs Wesentliche vermittels eines beschädigten Bodens wieder in die Umwelt zu entlassen, wo sie Ratten als Behausung und schmackhafte Zwischenmahlzeit dienen. Und eben jener Mülleimer war es, der geradezu enigmatisch unverständlich für den Fahrer des Wagens vor mir war. Erfüllt von einer uncharakteristischen Freundlichkeit erlaubte ich ihm das Ausparken vor mir, so dass er ohne Probleme und längerer Wartezeit die Reise nach Hause antreten konnte, wo ihn seinem Aussehen nach zu urteilen World of Warcraft und seine liebevolle Mama erwarteten. Beide jedoch wurden brutal gezwungen, noch länger auf die triumphale Rückkehr des geschätzten Kastenwagenfahrers zu warten, denn jener verzehrte gerade mit sichtlichem Genuss und lauten Mundgeräuschen eine geheimnisvolle Folie, in deren Inneren, so erzählen die Alten, sich ein Brötchen mit einem Belag befindet, welcher auch den Kühnsten der Kühnen an den Range des Brechreiz und darüber hinaus treibt. Um die ganze Sache zu verkürzen: Der Idiot hat ganz offensichtlich den Sinn des Mülleimer missverstanden und blockierte die einzige Ausfahrt, während er sich ein um den anderen FischMac in die Schnauze schob. Um allerdings noch etwas Positives zu sagen: Zumindest haben 3 seiner 5 Verpackungen die Aufnahmeöffnung des Mülleimers getroffen.
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I ELUCIDATE THE TRUTH OF A CASE FROM NOW ON! Geändert von Der_Mosch (23-09-2006 um 23:08 Uhr). |