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Alt 04-11-2003, 21:38
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Enigma Enigma ist offline
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Der Graf ließ den Gefangenen und neuen Mitbruder in das Schloss hinaufbringen wo er sich erholen und ausruhen konnte. Inzwischen machte er sich auf die Suche nach dem Mädchen in dem weißen Kleid dass er vorhin bemerkt hatte.
Er musste nicht lange suchen, sein Instinkt führte ihn zu ihrem Haus. Er stand davor und noch bevor er anklopfen konnte wurde die Tür geöffnet


Hallo, mein Kind.
Ich hoffe ich störe dich nicht bei etwas wichtigem.

Was wollt Ihr?

Ich wollte dich das gleiche fragen, du scheinst mich ja zu suchen.

Ihr habt meine gesamte Familie umgebracht. Ich wollte meine Rache.

Ah ja, ich erinnere mich. Lustige Leute, deine Familie. Brachten mir ein paar Tage lang Spass. Einige länger als andere. Aber das muss ich dir ja nicht erzählen, du hast es ja mit deinen eigenen Augen gesehen.
Willst du mich nicht reinbeten?

Nein.

Ich werde dir auch nicht tun.

Nein?

Ich verspreche es dir.

Dann eben nicht.

Was?

Wenn Ihr mir nichts tun wollt, dann dürft Ihr auch nicht rein.

Der Graf guckte perplex auf das kleine Mädchen, das ihn praktisch bat ihr etwas anzutun. Das war eine neue Erfahrung selbst für jemanden der so lange gelebt hat.

Du willst dass ich dir was antue? Verzeih meine Neugier, normalerweise bin ich nicht so an meinen Opfern interessiert, aber warum?

Ich habe nichts mehr das es wert wäre weiter zu leben. Und anstatt weiter so vor mich hinzuvegetieren will ich einen Schlussstrich ziehen. Und nachdem Ihr mich in diese Lage gebracht habe ist es nur recht dass Ihr derjenige seid der es beendet. Also dann, tretet ein.

Der Graf guckte immer noch skeptisch, aber nachdem er schon eingeladen wurde einzutreten nahm er von der Einladung Gebrauch. Drinnen angekommen sah er sich einmal um und rümpfte die Nase über das was er da sah. Kein Wunder dass man sterben will wenn man so leben muss, dachte er bei sich. Olga kramte in einer Ecke rum, anscheinend suchte sie was, sie war ganz in Gedanken verloren und machte den Eindruck einer Manischen.
Schließlich stand sie auf und näherte sich dem Grafen, die Hände hinter ihrem Rücken.


Sagt mir, Graf Corvinor, warum habt Ihr meine Familie umgebracht?

Aus Langeweile. Und weil ich es interessant fand, dass du durch deine Gabe alles vorher sehen konntest.

Warum gerade ich?

Ich fand dich interessant. Man trifft Seher heutzutage nur noch sehr selten.

In dem Moment stürzte Olga nach vorne mit einem Holzpflock in der Hand, den sie anscheinend vorher hinter ihrem Rücken versteckt hatte. Der Graf reagierte schnell und ergriff ihre Hand, stoppte den Pflock nur Zentimeter vor seinem Herzen.

Sehr gut, ich war des Redens eh müde. Mal sehen wie groß der Todeswunsch von dir wirklich ist.

Und er wirbelte sie herum, sodass er hinter ihr stand. Er legte ihre roten Haare beiseite und den Hals frei. Er fletschte seine Zähne und biß tief in den Hals hinein. Olga entfuhr nur ein leichter Seufzer und sie spürte wie ihr Herz mit jedem Schlag schwächer wurde, wie mit jedem Schluck des Grafen ein Teil ihres Lebens den Körper verließ. Als es soweit war dass sie spürte dass der nächste Schluck des Grafens der letzte sein würde, ließ er plötzlich von ihr ab, und drehte ihr Gesicht zu ihm.

Spürst du den Tod? Spürst du wie er näher kommt? Reicht dir das als Todeswunsch? Oder soll ich weitermachen? Ich stelle dich nun vor die Wahl, die Wahl vor die auch ich gestellt wurde, die Wahl die ich heute schon einmal gestellt habe. Ich frage dich, Olga, willst du immer noch sterben? Oder willst du weiter leben? Es liegt an dir das zu entscheiden. Aber mach schnell, es bleibt dir nicht mehr viel Zeit.

Olga rasten tausende von Gedanken durch den Kopf, es waren auch einige Visionen dabei, aber nicht von der Zukunft, sondern von der Vergangenheit. Sie sah noch einmal ihr Leben an ihr vorbeilaufen. Und in dem Moment besiegten die primitivsten Instinkte all ihre hohen Gedanken von Rache, Schicksal, Todeswunsch und sie wollte nur noch leben. Auch das trostloseste Leben erschien ihr plötzlich die bessere Wahl als der Tod. Und sie blickte in das Gesicht des Grafen, der die Szene mitansah wie jemand der sich ein Theaterstück ansah, das er schon dutzende Male vorher auch gesehen hatte, gelangweilt.

Ja, ich will leben.

Ich weiß, mein Kind.

Er nahm das Messer aus seinem Gürtel, schnitt sich den Arm auf und hielt ihn ihr hin.

Trink das, und du wirst ewig leben, denn dies ist mein Blut.

Sie trank gierig und spürte wie der menschliche Teil in ihr starb. Schließlich sackte sie in den Armen des Grafen zusammen. Er nahm sie auf, und trug sie über die Schwelle in die Straße. Er brachte sie rauf in das Schloss und legte sie in eines der Gästebetten.
Als sie später aufwachte, war er immer noch bei ihr.


Vater, wo bin ich?

Hier, bei mir, in Sicherheit.

Ich hatte den seltsamsten Alptraum.

Ich weiß, ich weiß, mein Kind. Nun schlaf weiter, du wirst deine Kräfte noch später brauchen, Olga.

Olga ist tot.

Wenn Olga tot ist, wer bist du dann?

Demona.

und sie fiel wieder in tiefen Schlaf
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