Thema: Gedicht
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Alt 23-10-2003, 23:10
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Christine de Pisan(1363-1430)


Die Rolle der Jeanne d'Arc


Das Jahr Vierzehnhundertneunundzwanzig
bringt die Sonne wieder zum Strahlen!
Sie bringt wieder das schöne Wetter,
das man mit unverhülltem Auge sah
schon lange nicht mehr; es gibt viele,
die darüber in Trauer lebten. Ich gehörte zu ihnen.
Aber jetzt beklage ich mich über nichts mehr,
wenn ich doch sehe, was ich wünsche.

Holla! Welche Ehre für das weibliche Geschlecht.
Daß Gott es liebt, wird offenbar.
Denn dieses ganze Königreich verwüstet wurde,
hat sich erholt, von einer Frau gerettet!
Männer hätten das nicht vermocht.
Und die Verräter sind nun in die Wüste geschickt,
das hätten sie wohl vorher nicht geglaubt!

Ein Mädchen von sechzehn Jahren!
Ist es nicht etwas Übernatürliches,
daß ihr die Rüstung nicht zu schwer wird?
Aber es scheint, das sei ihr täglich Brot,
so tapfer und hart ist sie dabei.
Und vor ihr sieht man sie fliehen,
die Feinde. Und keiner hält ihr stand!
Sie bringt das fertig, und viele Augen sehen es.

Gemacht ist dieser Spruch von Christine,
im Jahr wie oben vierzehnhundert
und neunundzwanzig, am Tag, der endet
den Monat Juli. Doch ich erwarte,
daß manche unzufrieden sein werden
mit dem, was es enthält. Denn wer den Kopf
benebelt hat und die Augen träge,
der kann das Licht nicht bemerken.
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Ich lebe noch nur leider bin ich inaktiv.
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