[Raskolnikow]

Was wir in den letzten Wochen erlebt haben, war ein wahres Lehrstück in Sachen moderner Mediendemokratie.

Da findet ein beliebtes Boulevardblatt, das seine Leser in der Werbung laut auffordert, sich "ihre" Meinung zu BILDen, einen Sozialhilfeempfänger, der in Florida lebt und schon geht die Treibjagd los. Alle Welt regt sich über "Sozialschmarotzer" auf, keiner braucht sich mehr um die realen Probleme des Landes zu kümmern... und wem kommt das zupass? Unser aller großartigem Medienkanzler. Kurz entschlossen und überzeugt, das Richtige zu tun, wird ein Gesetz gemacht, dass die Auszahlung von Sozialhilfe im Ausland unterbinden soll. Die Regierung punktet, niemand kann mehr behaupten, es würde nichts gemacht. Die ruhige Hand holt zum gewagten Schlag aus und am Stammtisch zollt man dem Kanzler Respekt. Nichtmal die Opposition wagt zu widersprechen und diese Aktion beim Namen zu nennen. Camouflage, Aktionismus, Blödsinn.

Und wie sieht die Realität aus? 950 (!) deutsche Sozialhilfeempfänger gibt es überhaupt nur, die ihr Geld im Ausland empfangen - und das ist im Regelfall auch nicht mehr als diese Leute daheim kriegen würden. Die Auswirkungen des neuen Gesetzes auf die Staatsfinanzen dürften wahrhaftig immens sein...

Respekt Kanzler, endlich gehts wieder aufwärts...
Respekt, Springer, nun habt ihr endlich die Macht im Lande übernommen - und das bei einer sozialdemokratischen Regierung.

Denk ich an Deutschland in der Nacht....