'Wie kann ich Ihnen helfen?' flöte ich charmant.
'Ich kann mein Dokument nicht abspeichern. Es sagt etwas mitzuwenig Speicherplatz.'
'Das werden wir gleich haben', sage ich und lösche alle anderen Files auf ihrer Platte - ausser den ihrigen natürlich. 'Jetzt sollte alles funktionieren...'
'Oh, vielen, vielen Dank', haucht sie ins Mikrophon. Ich notiere mir, daß ich morgen wieder etwas an ihren Account herumdoktere. Das Telephon läutet, fast bevor ich es wieder auf der Gabel habe.
'Meine Daten sind alle weg!' schreit jemand am anderen Ende.
'Wann war das?' frage ich.
'Gerade eben...', sagt er schluchzend.
'Aha. Tja, Kopf hoch. Es sind noch drei Tage bis zum Semesterende.Wenn Sie Tag und Nacht dran bleiben, werden Sie schon noch eine Drei minus schaffen.' Er schluchzt noch zwei-, dreimal leise und legt auf. Schwächling! Das Telephon läutet schon wieder!
'Der Bildschirm an meinem PC ist so schwach. Ich kann kaum die Buchstaben erkennen. Soll ich den Helligkeitsregler hochdrehen?'
'NEIN!' schreie ich. 'Fassen Sie den Knopf nicht an! Haben Sie auch nur die leiseste Ahnung, was da für eine Strahlung 'rauskommt, wenn Sie den Knopf ganz zum Anschlag drehen?!'
'Also ich ..' sagt sie verunsichert.
'HOEREN SIE AUF MEINEN RAT!' sage ich. 'Es gibt nur einen SICHEREN WEG, ein schwaches Display aufzumöbeln, und das ist: Nadelenergieimpulse in die Treiber geben!' Die Worte 'Nadelenergieimpulse ' und 'Treiber' sind zuviel für sie.Wenn Leute solche Ausdrücke hören, gehen sie automatisch in'dummy mode' und machen ALLES, was ich sage. Ich könnte ihr jetzt vorschlagen, nackt, nur mit einem Netzkabel bekleidet über den Campus zu sprinten und sie würde es wahrscheinlich machen...Hmmmm.
'Haben Sie zufällig ein uebriges Netzkabel 'rumliegen?'
'Nein...'
'Oh, naja. Dann müssen wir das mit den Nadelimpulsen probieren...Also, Sie schalten jetzt so schnell Sie können Ihren PC ein und aus. Einfach den Kippschalter hin und herflippen, verstehen Sie? Etwa dreissig mal.'
'Soll ich vorher meine Disketten 'rausnehmen?'
'NEIN! Wollen Sie alle Ihre Daten verlieren?!'
'Oh. Nein, natuerlich nicht. Also...' Ich lausche gespannt...klick klack klick klack klick klack klick klack klick klack kl BUMM!Erstaunlich! 27 oder 28. Normalerweise macht sich das Netzteil schonnach dem achten oder neunten Mal in die Hose!
'MEIN COMPUTER! ER RAUCHT!' schreit sie an anderen Ende.
'Wirklich?? Da muß ein Fehler im Netzteil gewesen sein! Gut, dass wir das geklärt haben! Haben Sie noch Garantie auf die Maschine?'
'NEIN!'
'Du liebe Güte! Was für ein Pech! Tja, dann hilft nur reparieren lassen. Haben Sie wenigstens Ihre Daten gesichert?'
'Ja, ins System, gestern erst. Aber die ganze Arbeit von heute morgenist futsch!'
'Sie Ärmste! Wie war Ihr Username? Ich will gleich mal checken, obIhre Backups ok sind...' Sie sagt ihn mir...
Ich sitze wie üblich an meiner Konsole. Ein Benutzer ruft an.
'Hallo, Kontrollraum. Simon am Apparat. Wie kann ich Ihnen helfen?' sage ich.
'Ich komme nicht in meinen Account' nuschelt es am anderen Ende.
'Wie lautet bitte Ihr Username?' frage ich.
Sie gibt mir ihren Usernamen. Ich schaue in ihren Account.
'Kein Problem, da war nur ein nicht-ausführbares login file. Ich hab's richtig gestellt. Jetzt sollten Sie ohne Probleme 'reinkommen:'
'Danke.'
'Kein Ursache. Schönen Tag noch!'
HHH?! fragen Sie sich jetzt. Ist der BASTARD OPERATOR FROM HELL endlich zum Guten bekehrt worden? Hat er aufgegeben?? REIF FÜR DIE KLAPPSMÜHLE???
Naaah. Der BASTARD OPERATOR FROM HELL wird ab heute überwacht. Alle Aktionen im Mainframe werden automatisch protokolliert. UND WENN DAS PASSIERT, werde ich normalerweise auch abgehört! Also muss ich hübsch brav sein, bis ich die Bugs entdeckt habe. Sollte nicht allzu lange dauern - vertrauen Sie mir! Ah. Da haben wir schon eins. Im Telefonhörer, klar. Aber der Boss ist einer von der witzigen Sorte. Ich wette, da sind noch mehr. Ahja, ein anderer unter dem Telefon und ein dritter in meinem Keyboard. Zeit für eine kleine Kaffeeschlacht. Drei auf einmal.... hmmm. Ich bringe mal besser die ganze Kanne und warte auf Zeugen. Der System Manager kommt herein.
'Wo bleibt der Bericht, den ich gedruckt habe?' fragt er mit saurer Miene - er ärgert sich offensichtlich, dass ich mich am Telefon noch nicht ans Messer geliefert habe. Widersacher identifiziert! Wie der Direktor der 'BASTARD OPERATOR SCHOOL' (ich!) immer zu sagen pflegt:
'Es gibt kein Problem das sich nicht lösen lässt, indem man die Benutzerprozesse killt, alle ihre files löscht, ihre Accounts sperrt und ihre tatsächlichen Einnahmen dem Finanzamt zukommen lässt.'
Ich ziehe den Ausdruck unter der Kaffeekanne hervor, wo ich plaziert hatte und die Kanne ergiesst sich über Telefone und Keyboard. Aus irgendeinem Grund standen beide übereinandergestapelt in der Nähe.
'Uuuups!' sage ich. Entsetzen malt sich auf meinem Gesicht. Sein Gesicht sagt mir, dass ich richtig lag.
'Glauben Sie ja nicht, dass Sie damit davonkommen, Simon', knurrt er und stampft hinaus. Ich schalte den Ethernet Monitor ein und beobachte die Pakete, die aus seinen Pc kommen. Ah. Ein Memo geht an den Laser im Büro des Direktors.
Inhalt: Beendigung meines Kontrakts, fristlos. Ich mache schnell ein paar notwendige Änderungen an dem File, solange es im Spooldirectory liegt und lasse es dann an seine ursprüngliche Adresse weitergehen. Ich starte mein Programm 'endzeit', das -522 auf den PC knallt und der Mainframe macht sich in die Hose. Später, beim Booten, entferne ich das lästige Logging. Als nächstes gehe ich in den Kabelraum und stecke meinen Walkmankopfhörer in den freien RS232 Port aus dem Büro des Direktors. Es ist erstaunlich, wie leicht man bugs ausstreuen kann, wenn man weiss, wo die Datenleitungen laufen!
Direktor: 'Sind Sie sicher?'
SysMgr: 'ABSOLUT SICHER!'
Direktor: 'Und Sie wollen es sich nicht nochmal überlegen?'
SysMgr: 'AUF KEINEN FALL!'
Direktor: 'Nun gut, ich werde es sofort an die Personalabteilung weiterfaxen...'
SysMgr: 'HERVORRAGEND!'
Zwei Sekunden kommt der Systemmanager herein. Er lächelt. Es sieht aus wie das Lächeln eines grossen, satten Haifischs.
'Tja, ich werde Sie vermissen, Simon...', beginnt, noch ganz erfüllt von der eben geleisteten Entscheidung.
'Oh?' sage ich zuckersüß und heuchele Neugier. 'Wohin gehen Sie denn?'
'Nein, Simon', sagt er genussvoll, 'Sie gehen:'
'Eine BEFÖRDERUNG!' sage ich. 'Sie haben endlich diesen Brief an den Direktor geschickt, dass er ein gottverdammtes Arschloch ist und dass Sie aufhören?'
'Nein...'
'Sind Sie sicher? Der ist aber viel besser als der über meine Entlassung...'
'W...' Seine Pupillen weiten sich eine kleine Idee. Es ist, als ob man ein Walross mit dem Sofakissen erschlagen würde. Er rast los, um das Fax zu stoppen. Nur, nachdem er gerade gekündigt hat, klickediklackediklickediklackedikritzelkratzelklapperpolterpolterpolterklirrpolterpolterpo lterschepper...
'Sie können sich zukünftig davor schützen, wissen Sie...'
'Wirklich? Wie denn?'
'Es reicht im Prinzip schon, eine schwach basische Minerallösung auf die Metallkontakte aufzubringen.'
'Oh!'
'Ganz einfach. Alles was Sie machen müssen, ist den Stecker vom Gerät abziehen und eine schwach basische Salzlösung in die Schlitze zu träufeln. Haben Sie eine schwach basische Lösung zur Hand? So etwa pH 7?'
'Äh... nein?'
'Macht auch nichts. Stecken sie den Stecker einfach in den Mund und lassen Sie Speichel hineinlaufen. Speichel ist schwach basisch, und er hat Mineralsalze. ABER wischen Sie den Stecker vorher sorgfältig sauber, wegen Keimen und so. Und, SCHALTEN SIE UM GOTTES WILLEN VORHER DEN MONITOR AB - wir wollen doch nichts riskieren!'
'Oh. Gut!'
FZZZZTPOLTERraschelhantierkzzzzztpolterBULLSHIT MODE ONALARM ROT
So schnell ich kann, drücke ich den Panik-Knopf am LAN-Analyser, genauer gesagt, den 'Generiere-90%-Zufallspakete-Knopf'.
'Aber sicher. Soll ich gleich kommen oder...'
Das andere Telephon läutet. Ich klemme es mir unters Kinn.
'Hallo, Computer Kontrollraum. Simon am Apparat. Wie kann ich Ihnen helfen?'
'DAS NETZ IST WEG. ALLE UNSERE PCs HÄNGEN!' kreischt die Stimme aus dem einen Telefon ins Mikrophon des anderen.
'Aha', sage ich ruhig und souveraen. 'Ja, ich kann's auf unserem Monitor sehen. Schaut aus wie ein schlechtes Thinwire-Segment -warten Sie, ich versuche, es 'rauszunehmen.'
Ich drücke den 'Beförderungsknopf' (AKA 'Stop Traffic Generation') am LAN- Analyser, und fast sofort schreit der User:
'Phantastisch. Es geht alles wieder. Danke.'
'Keine Ursache. Schönen Tag auch.'
Der Boss hat alles mitgehört. Also, schätze ich, wird der Besuch bei ihm nicht allzu schl
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