Thema: Der Patriot?
Einzelnen Beitrag anzeigen
  #36  
Alt 09-04-2003, 04:17
Benutzerbild von Moltke
Moltke Moltke ist offline
Banned

 
Registriert seit: Aug 2001
Ort: Preussen
Beiträge: 1.184
Moltke hat noch keine Bewertung oder ist auf 0
Kamovk: Wieso, seine Söhne sind alle tot, der letzte wird von diesem besonders schneidigen Dragoner erstochen. Die Frau war schon am Anfang tot, der erste Sohn kurz danach, und der Rest der Weiber ist in der brennenden Kirche draufgegangen.

Die blauen Dragoner sie reiten
Mit klingendem Spiel durch das Tor!
Fanfaren sie begleiten
Hell zu den Hügeln empor!

Redbasti: Krah, krah!

TMOA: Militärgeschichtlich sehr interessante Frage!

Also das war so: die Reihenaufstellung wurde vor allem aus Gründen der Disziplin beibehalten. Es waren ja Söldnerheere, auch von gepressten Söldnern. Um diese am weglaufen zu verhindern, wählte man eine übersichtliche Marsch- und Schlachtformation. Die Offiziere gingen mit gezogenem Säbel hinter den Reihen, um alle, die wegliefen, zu erstechen.

Außerdem war die Schlachtordnung dem Entwicklungsstand der Schußwaffe geschuldet. Man hatte drei Reihen. Während eine vortrat und schoß, konnten die beiden anderen ihre Gewehre neuladen. Dann trat wiederum die letzte Reihe vor, schoß, usw. Bis die feindlichen Linien sich nahe genug waren um mit gefälltem Bajonett zum Sturmangriff überzugehen und somit den Nahkampf zu eröffnen.

Eine besondere Funktion erfüllte die Kavallerie, um diese Reihen zu durchbrechen oder von der Seite anzugreifen. Deshalb stellten moderne Feldherren an der Seite je drei Heckenschützen auf.

Die Amerikaner kämpfen trotz Freiwilligenheers hier noch so, weil sie noch auf keine bessere Taktik gekommen sind, man sieht aber im Film, daß sie nachher zu anderen Taktiken übergehen.

Völlig abgelöst wurde diese Vorgehensweise erst durch die französischen Revolutionsheere und Napoleon, bei denen man nicht mehr besorgen mußte, daß viele davonliefen. Dort wurde die sehr erfolgreiche Tirailleurs-Taktik eingeführt. Drei Soldaten bildeten eine Einheit, bei der zwei immer die Bajonettgewehre kreuzten, um dem dritten einen festen Stand zur Ablage seines Gewehr zu geben. Unterdessen breiteten sie den nächsten Schuß vor. Zwischendurch wurde vorgelaufen. Dadurch gab es keine einheitliche Front mehr, sondern nur noch verstreut herumlaufende Dreiergruppen, was die traditionell kämpfenden Heere vor große Schwierigkeiten stellte. Die wußten gar nicht, wohin die Linie schiessen sollte.

Im Dreißigjährigen Krieg war die Taktik noch eine andere. Damals waren noch mehrere Minuten nötig, um ein Gewehr zu laden, was die Notwendigkeit ergab, die während des Ladens der Kavallerie schutzlos ausgelieferten Musketiere zu schützen. Dies geschah durch Spießträger, die ein Carrée im Phalanxstil bildeten. In dessen Mitte befanden sich die Musketiere. Waren sie schußbereit, so traten sie vor die Pikenträger, um zu feuern. Danach traten sie wieder zurück und die Spieße wurden gesenkt, während die Musketiere luden. Es ist nicht bekannt, daß die Spießträger jemals als Angriffsverband benutzt wurden, sie hatten also rein defensive Funktion. Oft jedoch wurde die Phalanx dennoch von Reitern durchbrochen und die Musketiere niedergehauen.

Die neue Linientaktik ergab sich also daraus, daß das Laden schon schneller ging, etwa eine Minute und daß die Gewehre nicht mehr so schwer und groß waren und somit gleichzeitig als Lanzen benutzt werden konnten, was die Spießträger überflüssig machte.

Daher hat diese Schlachtordnung ihre Wurzeln nicht bei den Römern.

Redbasti: Die Wirkung der Artillerie war damals sehr gering. So gering, daß noch Friedrich II. sie praktisch völlig vernachlässigte und oft auf sie verzichtete, da ihr Auffahren zu viel Zeit erforderte.

Eine wirklich schlachtentscheidende Wirkung erhielt die Artillerie erst mit den modernen Hinterlader-Kanonen von Krupp im 19. Jahrhundert.

Geändert von Moltke (09-04-2003 um 04:24 Uhr).
Mit Zitat antworten