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Alt 18-02-2003, 00:56
Monstermag Monstermag ist offline
Terrordrohnenhirte

 
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OL Nick: Momag
Naja, im Haus trifft man meistens Spei-, bzw. Zitterspinnen an, das sind diese ganz fragilen, dünnbeineigen Viecher. Nicht verwechseln mit Schneidern, auch Daddy-Longleg genannt, die streng genommen nicht zu den Spinnen zählen, die kennt ihr auch, hängen meist bewegungslos an Wänden rum und bauen auch nie Netze. Die Spei/Zitterspinnen sind für diese franseligen Spinnweben und -Fäden verantwortlich, manchmal sieht man auch Weibchen einen Brutkokon durch die Gegend schleppen, ich finde sie aber wegen dieser auch "Herrenwinker" genannten Spinnweben eher lästig und siedele sie aus, wenn ich sie erwische.
Dann, die kennt ihr eh alle, trifft man oft auf die Hausspinne, sie ist dieser dunkelbraune bis schwarze Klotz mit den recht haarigen Beinen. Das sind schon recht nützliche Hausbewohner, das sie relativ Standorttreu in Sachen Netzbau sind und viele unliebsame Hausbewohner wie Silberfische, Milben und Asseln jagen. Dank ihrer sehr kräftig gebauten Chelizeren, so nennt man die Fangzähne, sind sie sogar in der Lage, Asseln zu knacken, obwohl jene Feuchtluftkrebse auch eher nützlich sind. Eine Hausspinne, die ihr Nest nicht gerade an einer besonders auffälligen und somit lästigen Stelle baut, lasse ich in Ruhe, ansonsten zerstöre ich das Netz, was sie meistens veranlässt, sich einen besser geschützten Ort zu suchen.
Spei/Zitterspinnen und Hausspinnen, welche auch einen etwas kleineren, dichter und kürzer behaarten, meist braun gefärbten Verwandten vor der Türe haben, die Gartenspinne, zählen zu den Jagdspinnen, was bedeutet, das ihre Netze nur zu ihrer Orientierung dienen, bzw als Detektoren für nahe Bewegungen von Beutetieren, und zum Beutefang eher zweitrangig sind.

Im Haus sehr selten, aber nahe von Lichquellen am Haus häufiger, trifft man dann auf den markantesten Vertreter der Radnetzspinnen, die Kreuzspinne. Radnetzspinnen sind, so lange ihr Netz nicht zerstört wird oder sie sich gestört oder bedroht fühlen, sehr Standorttreu. Treffe ich eine Kreuzspinne in meinem Haus an, so freue ich mich über sie, da ich diese Tiere ausgesprochen faszinierend und schön finde, und wenn man sich einmal ihre perfekten, filigran konstruierten Radnetze ansieht, die ausgesprochen widerstandsfähig sind, versteht man vielleicht einen Teil dieser Faszination. Meist füttere ich sie mit gefangenen Insekten, wie zum Beispiel Fliegen, die nicht ganz tot sind. Übrigens ist die Giftigkeit und Gefährlichkeit von Kreuzspinnen ein Gerücht. Ihre Chelizeren sind nur bei extrem grossen, meist weiblichen Exemplaren ausreichend stark, um die menschliche Haut an besonders schwachen Stellen wie z.B. Nagelbett durchdringen zu können, und selbst dann ist ihr Biss weniger schmerzhaft als ein kleinerer Wespenstich. Dazu wird eine Kreuzspinne, die sich bedroht fühlt, eher die Flucht ergreifen.
Die einzige mir bekannte Spinne im deutschen Raum, die ein aggressives verhalten bei Bedrohung zeigt, ist der vornehmlich im Rhein-Main-Gebiet anzutreffende, aber auch da fast ausgestorbene, Grüne Dornfinger.
Im Falle eines Bisses gilt fast das Gleiche wie bei einem Wespenstich: Man halbiere eine Zwiebel, und reibe sie und somit ihren Saft über den Stich, da dieser die empfindlichen Proteine des giftes Aufbricht und somit neutralisiert.
Ich hoffe, diese Zeilen helfen wenigstens Einigen von euch, den Tierchen mit eher Verständnis und vielleicht Neugierde zu begegnen, als mit Angst und Ekel. Ein interessantes Detail zum Abschluss: Beobachtet mal, wie sich eine Spinne bewegt. Ihr Bewegungssystem ist eher mit Hydraulik zu vergleichen als mit unserer Muskulatur, und beim genaueren Hinsehen werdet ihr feststellen, das zum Beispiel der Bewegungsablauf eines Beines mehr an den Greifarm eines Baggers erinnert, als an ein Organ.
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