Das klingt aber sehr nach Biermann. Biermann wird lebenslang ein naiver Fanatiker bleiben.
Bei ihm wird der Gedanke zur Ideologie, noch bevor er ihn zuende gedacht hat.
Ich gebe zu, daß er in seinem Leben einige, sehr wenige Erkenntnisse gewonnen hat, z.B. bezüglich seiner damaligen Einstellung zum Sozialismus. (Es sei falsch, verwerfliche Maßnahmen mit dem hohen Ziel zu rechtfertigen.)
Aber dies alles vollzieht sich verzweifelt langsam und aus jeder neuen Erkenntnis wird gleich wieder eine unumstößliche Weltanschauung. Die Ideologie verläßt ihn nicht, nur ihr Inhalt. Eine Folge seiner intellektuellen Minderbegabung.
Nun zum Sozialismus, der ja in der Theorie die Vorstufe zum Kommunismus ist.
Klingt gut, kann aber nicht funktionieren, weil dieses System zum Wesen des Menschen im Gegensatz steht.
Nicht umsonst wollte ja die DDR den "neuen Menschen", die allseits gebildete, sozialistische Persönlichkeit schaffen. Sie behauptete sogar, er existiere schon in einigen Exemplaren. Warum? Weil sie ihn brauchte, sonst funktioniert das System nicht. Hat sie ihn geschaffen? Nein. Also funktionierte das System nicht.
Den Menschen kann keiner verändern, er bleibt in der Masse immer gleich. Der Fehler der kommunistischen Theorie ist es nun, nicht mit dem vorhandenen Menschenmaterial zu arbeiten, sondern zu behaupten, ein neuer, altruistischer Mensch könne und müsse zuvor geschaffen werden. Was jedoch unmöglich ist, weshalb der Kommunismus nicht funktioniert. Im Gegenteil führt er stets in eine Tyrannis, da ja bei Fehlen von Altruismus dieser vorderhand durch Gewalt angeordnet werden muß, durch die Diktatur des Proletariats. Aber auch das funktioniert nicht, denn wenn das Proletariat herschte, wäre es kein Proletariat mehr. Es herscht also eine gewisse Funktionärsklasse die von sich nur behauptet, sie wäre das Proletariat. Selbst wenn das Proletariat herschte, wäre es immer noch eine Herrschaft der Egoisten. Denn niemand ist egoistischer als Angehörige der Unterklasse.
Aber ich will nicht zu sehr ins Einzelne gehen.
Kurz gesagt: die meisten Menschen sind böse (sie vernichten um des eigenen Vorteils willen das Leben anderer psychisch, physisch und ökonomisch) und bleiben es stets; deshalb kann es keinen Sozialismus oder Kommunismus geben, sondern dieser führt vermöge dieses Wesens stets zu größeren Mißständen. Denn er erfordert mangels Freiwilligkeit der Mehrheit zwingend die Diktatur.
Ich habe selber eine gewisse Zeit gebraucht, um zu dieser Erkenntnis zu kommen, denn es gehört dazu wohl einige Lebenserfahrung; wenn auch bei weitem nicht so lange wie Biermann.
|