SCHON LÄNGER AUF DEM MARKT IST DIE OS-DISTRIBUTION DES HERSTELLERS MICROSOFT, DIE UNTER DEM NAMEN "WINDOWS XP HOME EDITION" VERTRIEBEN WIRD
Der Hersteller bewirbt sein Produkt als modernes PC-Betriebssystem, das robust und für alle Aufgaben gewappnet ist. Bietet der Markt also ernsthafte alternativen zu GNU/Linux?
Zum Praxistest gehört eine Untersuchung der üblichen Vorgänge. Installation auf einem Rechner mit bereits installiertem Betriebssystem, Konfigurationsmöglichkeiten, Ausstattung und die Einbindung in ein lokales Netzwerk.
Wer Windows testen möchte und auf der Web-Seite des Herstellers nach einem ISO_Image zum Download sucht, wird enttäuscht. Zwar finden sich einzelne Update-Pakete im exe-Format, doch ein Download des gesamten Produktes wird nicht angeboten. Soll Windows auf die Platte, ist also der Kauf einer Windows-Distribution notwendig. XP kann nur über den Fachhandel bezogen werden und schlägt mit stolzen 229,- Euro zu Buche. Bootet man von der CD, kommt es zu einer unerwarteten Überraschung: XP erkennt die Linux-Partitionen nicht und schlägt das Löschen des Systems vor. Für die Erfolgreiche Installation ist also eine vorherige Repatitionierung mit anderer Software notwendig - hier hätte ich mir einen Linux-Partitions-Resizer gewünscht: So viel Service darf man für über 200 Euro schon verlangen.
Ist ausreichend Plattenplatz frei, läuft die XP-Installation schmerzlos ab. Leider überschreibt XP dabei ohne Vorwarnung den Installierten Boot-Manager, so dass nach dem Neustart von Diskette gebootet werden muss, um LILO neu zu installieren und damit eine Betriebssystemauswahl zu ermöglichen. Zwar verwendet XP einen eigenen Boot-Manager, der prinzipiell auch Linux-Systeme starten kann, doch wird von dieser Möglichkeit bei der XP-Installation kein Gebrauch gemacht
Alles so bunt hier
Beim ersten XP-Start verschreckt das System mit einer allzu bunten Oberfläche, die offensichtlich dem XP_Theme von KDE nachempfunden wurde. Glücklicherweise lässt sich die Darstellung so anpassen, dass XP das gleiche Look & Feel wie ein älteres fvwm95 bietet.
Die XP-Distribution wird ohne GNU-Tools ausgeliefert - diese müssen erst umständlich von der Web Seite eines Drittanbieters (
http://sources.redhat.com/cywin/ ) nachinstalliert werden. Will man mit Bordmitteln arbeiten, steht nur die sehr rudimentäre cmd-Shell zur Verfügung, die zudem noch unglücklich im Startmenü versteckt ist.
XP weicht vom Standard ab und bindet Datenträger nicht über Mount-Points, sondern über die Zuordnung so genannter "Laufwerksbuchstaben" ein; ausserdem wird als Pfardtrennzeichen der Backslash statt des einfachen Slashs verwendet. Hat man sich an diese Konvention gewöhnt, kann man zumindest durch die Verzeichisse navigieren. Wer es lieber grafisch hat, darf hierfür auch den gelungenen Datei-Manager explorer verwenden, der sich aus der Shell heraus oder über ein Icon aufrufen lässt.
Netzwerk? Nur bedingt
Die Anmeldung an einem lokalen DHCP-Server bereitete keine Probleme - die vom NFS-Server bereitgestellten Home-Verzeichnisse konnten allerdings nicht gemountet werden. Eine Recherche im Internet bestätigte den Verdacht, dass XP das NFS-Protokoll nicht beherrscht.
Fazit
Die XP-Distribution wirkt unausgereift. Für reine Hobby-Anwender mag XP nochmit interessanten Multimedia-Fähigkeiten überzeugen, bei Installation und Netzwerkfähigkeit muss der Hersteller aber nachbessern, wenn XP sich im Linux-Umfeld behaupten soll.
gefunden auf
http://www.linux-archiv.org/news/XP-Kurztest.xml