Das habe ich heute in der Zeitung gelesen und fand es sehr interessant, obwohl ich sonst nicht viel mit starwars anfangen kann.
Zitat:
Churchill kämpft im "Krieg der Sterne"
Englands Premier im Sternenkrieg: Zum "Angriff der Klonkrieger"
Euer war das Löwenherz. Mir fiel es nur zu, das Brüllen des Löwen zu liefern." Gut gebrüllt aber muß Sir Winston haben, denn als Churchill im Mai 1940 zum britischen Premierminister ernannt wurde, da übernahm er einen Staat, der von Hasenfüßen nur so wimmelte. Zeit also, daß einer mächtig Lärm machte. Hitler marschierte gerade in Frankreich ein, nachdem die englische Expedition nach Norwegen kurz zuvor kläglich gescheitert war. Da besann man sich eines alten Grantlers, der immerhin vor einem Jahr wieder Erster Lord der Admiralität geworden war, weil man sich bei Kriegsbeginn der wenigen Haudegen versichern mußte, die Britannien noch zu bieten hatte. Erst als Premier aber vermochte Winston Churchill wie kein anderer das Durchhaltevermögen in der Heimat zu bestärken. Sein Ruf als Kämpfernatur läßt das selbstattestierte Löwenbrüllen heute wie sanftes Zephirsgesäusel erscheinen.
Seinen größten Auftritt aber absolviert Churchill erst in einem Film, der morgen weltweit in die Kinos gelangt: "Angriff der Klonkrieger", die neue Folge von "Krieg der Sterne". Allerdings ist der bullige Politiker darin nur noch einen halben Meter groß, grün im Gesicht und nicht ganz so gekleidet, wie man es von einem Gentleman erwarten würde. Doch wie dieser kleine, grüne, bescheidene Mann namens Yoda, seines Zeichens Altmeister der Jedi-Ritter, in diesem Film seinen Truppen voranschreitet, das ist Churchill vom Scheitel bis zur Sohle - selbst der unvermeidliche Gehstock ist permanent zur Hand. Leicht gebeugt marschiert Yoda, doch niemand kann ihn stoppen, und wie sein ikonographisches Vorbild aus der Downing Street ist er immer da, wo es brennt: Ist die von ihm ausgesandte Hilfstruppe, die drei Gefangene befreien soll, selbst in höchster Not, dann führt Yoda höchstpersönlich das Entsatzheer in den Kampf; über die Schlachtfelder wandelt er wie Churchill 1940 durch die bombardierten britischen Städte; und wenn einmal der ganze Mann gefragt ist, dann greift Yoda beherzt zur Waffe - dieser Antreiber geht selbst bis zum Äußersten. Und dann noch dieser Blick!
Aus Sebastian Haffners großer kleiner Biographie Churchills stammt das Urteil: "Bis zum Jahre 1940 ist es durchaus möglich, die Gestalt Churchills aus der Weltgeschichte und sogar aus der Geschichte Englands wegzudenken, ohne daß sich dadurch etwas Entscheidendes ändern würde . . ., aber in den Jahren 1940 und 1941 war Churchill der Mann des Schicksals." So muß man auch über Yoda sprechen, der, nachdem er im ursprünglichen "Krieg der Sterne"-Film von 1977 ganz fehlte, in den drei folgenden Episoden vor allem durch seine skurrile Grammatik und die Perfektion, mit der Frank Oz seine Puppe bewegte und sprach, auffiel, bevor er nun, im "Angriff der Klonkrieger", zum veritablen Mann des Schicksals wird. Und so inszeniert ihn George Lucas auch: Um Blut, Plagen, Schweiß und Tränen, die Churchill in seiner ersten Rede als Premier beschwor, weiß auch der alte Kämpe im Sternenkrieg, wenn er am Ende, nach einem scheinbaren Sieg, erst den Beginn des großen Kriegs voraussagt. Er kennt die Kreaturen, die man sich dienstbar gemacht hat, so wie Churchill das Schicksal dafür verfluchte, daß die demokratischen Staaten die Nazis nur gemeinsam mit den Sowjets bezwingen konnten. Er war es, der im Moment des Siegs über Deutschland davor gewarnt hatte zu glauben, nun sei der Kampf vorüber; mit Sowjetrußland stehe die Auseinandersetzung erst bevor, und der Kalte Krieg gab ihm recht.
Churchill wurde seinerzeit abgetan als Pessimist und Betonkopf, und das alles macht Yoda ihm nach. Schon als Luke Skywalker ihn in "Das Imperium schlägt zurück" als Ausbilder wählte, da stieß er im abgelegenen Dagobah-System auf einen verbitterten Greis, der sich vor allem durch unmanierliche Eßsitten und permanente Schwarzseherei hervortat. Man kann sich gut vorstellen, daß die Briten einen ähnlichen Eindruck von Churchill hatten, den sie dennoch immer wieder in die Verantwortung zwangen, erst 1940 und dann noch einmal 1951, als der Endsiebziger abermals Premierminister wurde. Auch vor langer Zeit in der weit entfernten Galaxis, in der die Sternenkrieger wüten, erinnert man sich in Bedrängnis gern der großen Männer aus einer noch tieferen Vergangenheit. Und wie Churchills Ruhm sich erst im Zweiten Weltkrieg bildete, so hat auch Yoda mehr als siebenhundert Jahre Lebenszeit warten müssen, bis er in den Klonkriegen als Stratege brillieren konnte - und als Kämpfer, der das Laserschwert so führt, daß Haffner auch über ihn hätte sagen können, was ihn am britischen Kriegspremier so faszinierte: "Er schien zwanzig Hände zu haben."
Daß George Lucas Churchill derart bewundern, ihn als Vorkämpfer der freien Welt begreifen und im betagten, unbeugsamen Yoda dann ins Bild setzen konnte, das hätte von einem amerikanischen Filmemacher niemals erwartet werden dürfen. Zu lange schon gefiel sich Hollywood darin, allein die Leistung der Vereinigten Staaten im Kampf gegen Hitler zu feiern; darüber wurde vergessen, daß es vor allem Churchill war, der Amerika mit geschickter Diplomatie und Gespür endgültig auf die Seite der Alliierten gezogen hatte.
Doch nun erhält er eine Reverenz, wie sie schöner kaum erträumt werden konnte. Zumal Yoda in seinem Churchill-Habitus die Truppen in einer Weise anführt, die den britischen Kriegsmythos mit dem amerikanischen kreuzt. Denn zum Einsatz kommt ein Raumschiff, das bis in die Details jenen Hubschraubern gleicht, die im Vietnamkrieg zum Einsatz kamen. Wir kennen diese offenen Vehikel aus den einschlägigen Filmen: aus "Apocalypse Now", "Platoon", "Full Metal Jacket". Sie dienen sowohl dem schnellen Absetzen von Soldaten wie der Rettung von Verwundeten. Und über dieses Modell ist auch die technologisch so viel ausgereiftere Republik aus "Krieg der Sterne" anscheinend nicht hinausgekommen.
Doch in "Angriff der Klonkrieger" verschmelzen noch viel mehr historische Mythen, und nicht zuletzt dadurch verweigert sich dieser Teil all den Geschichtsdeutungen, denen so wohlfeil seine vier Vorläufer unterworfen wurden. Bis heute ist etwa in Besprechungen die Rede von den "faschistoiden Klonkriegern". Nun kennen wir dank des neuen Films die Geschichte dieser Soldaten, und siehe da: Sie dienen - zumindest für die Dauer von "Angiff der Klonkrieger" - dem Schutz der Republik. Mit ihnen zieht Yoda Churchill in den Krieg, und somit ist die Armee der Klonsoldaten, die in schöner Reminiszenz an die New Model Army der englischen Revolutionäre unter Cromwell als "Neue Armee der Republik" betitelt wird, im Ursprung geadelt durch ihren Feldherrn und den Zweck ihres ersten Einsatzes. Daß der abschließende Teil dieser Filmtrilogie, der in drei Jahren erwartet wird, den Mißbrauch der geklonten Krieger durch die antirepublikanischen Kräfte zeigen wird, ändert nichts daran, daß diese Truppe im Kern gerade nicht faschistoid ist. Ihr Schicksal ist eine Tragödie.
Winzige Signale, von Lucas subtil in das Bildgewitter der neuen Episode eingestreut, weisen darauf hin. So ist das kalte Weiß der Kampfanzüge, die die Klonsoldaten in den anderen Filmen der "Krieg der Sterne"-Saga tragen, bei ihrem ersten Einsatz noch durch zaghaft farbige Elemente gemildert. Die Offiziere sind durch gelbe Schulterstücke hervorgehoben und durchbrechen so den Eindruck einer anonymen Masse, die allein den Befehlen jener skrupellosen Autorität gehorcht, die in den chronologisch später angesiedelten Filmen Darth Vader verkörpern wird. In dessen schwarzer Uniform und seiner beeindruckenden Körpergröße glaubten die Interpreten den Herrenmenschen nach SS-Ideal wiedererstanden, übersahen aber füglich über all dem Signifikantenzauber das Getriebene dieses "schwarzen Lords", wie er am Anfang noch genannt wurde, das sich Lucas dann für sein großes Vater-Sohn-Drama zunutze machte, zu dem "Angriff der Klonkrieger" nun die Vorgeschichte erzählt.
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Also sowelche Politiker sollte man ihr Amt abnehmen!
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