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Alt 10-11-2005, 11:16
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BadDadRS BadDadRS ist offline
Commandobot

 
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Ich finde es schon aussagekräftig für das soziale Gefüge eines Volkes, in dem Sendungen wie "Supernanny", "Richterin Salesch" und "Big Brother" zu den weit verbreitesten Tagesthemen zählen.. direkt gefolgt von den Schlagzeilen einer "Bild-Zeitung"

Naja, um topic zu bleiben:
Kinder wie das gezeigte sind meines Erachtens nach das logische Ergebnis von der Einführung "anti-autoritärer" Erziehung, die bei der heutigen Elterngeneration so Mode war.
Wenn selbst Eltern keine Respektpersonen sind, von Kindergärtner oder gar Lehrern ganz zu schweigen....

Zum Erziehen gehört unumgänglich Respekt. Und zwar beiderseitiger Respekt.
Zu Respekt gehört eine gewisse Portion "Furcht", "Vertrauen" oder "Bewunderung".
Ein kleines Kind (ich rede da wirklich von Kleinkind, also von bis 3 Jahren!) kann mit Bewunderung nichts anfangen, das ist ein Merkmal der mit höheren Gedankengängen einhergeht.

Respekt entwickelt sich also in erster Linie aus Furcht und Vertrauen, respektive aus schlechten und guten Erfahrungen in seiner Umwelt.
Ich kann nicht erwarten, dass ein Kleinkind vor Worten Respekt entwickelt. Worte die wehtun, kommen erst viel später. Tonfall ist eine Sache, aber nur bis zu einem gewissen Grad als Steuerungsinstrument tauglich.. ein Tonfall tut nicht wirklich weh. Oder eben auch erst später ^^
Grenzen aufzeigen funktioniert nur, wenn das Überschreiten einer Grenze auch direkt Respekt abnötigt. Ergo: dem kleinen Kind Furcht abnötigt.
Ein Kind das sich nie selbst die Finger an einem Herd verbrannt hat, entwickelt keine Furcht vor dem Herd.
Wenn es vorher nicht eindringlich (in ernstem Ton und mit einfachen Worten) gewarnt wurde, entwickelt es kein Vertrauen zu den Eltern.
Ist beides gegeben, entsteht Respekt.. vor dem Herd und vor den Eltern.
Wenn es sich keine blauen Flecken an einer Treppe geholt hat.... von der Schaukel gefallen ist... Kratzer von der genervten Katze kassiert hat...und so weiter.
(Ich könnt mich immer beeumeln, wenn ich sehe, wie superfürsorgliche Eltern einem Kleinkind erzählen der Herd sei heiß und macht aua.... und dem Kind nie die Chance lassen, diese These auch bestätigt zu bekommen.
Glauben die wirklich, ein so kleines Kind kann einen Herd von einem Küchenschrank unterscheiden, zumal Mama und Papa doch auch immer daran arbeiten... ohne Aua? )
Dazu zählt halt eben auch, dass Grenzübertretungen im Verhalten zu den Eltern und sonstigen Mitmenschen direkt Respekt abnötigt.
Je nach schwere des Falls reicht ein böser Tonfall, ein lauter Tonfall, ein lauter böser Tonfall... oder alle drei nacheinander, wenn´s nicht fruchtet....und dann aber bitteschön auch konsequent eine kommentarlose Backpfeife.
Die altbekannten drei Warnungen ^^
Wobei Konsequenz mit der wichtigste Punkt ist.
Sinnlos, ein Kind zu strafen, wenn es heute für eine Sache eine Ohrfeige bekommt und morgen für diesselbe Sache nur eine tadelnde Ermahnung.
Es wird die "Spielregel" dahinter nicht verstehen.
Jähzorn ist etwas, was in ganz frühem Alter schon mit Desinteresse bestraft und abgestellt werden kann.
Ein Kind wird eine nicht funktionierende Verhaltensweise direkt wieder abstellen, wenn sie halt nicht funktioniert.
Oder wehtut.

Gänzlich daneben finde ich den Grundsatz "Reden statt schlagen".
Zumindest in einem Zeitraum, in dem Hundeerziehung und Kindererziehung fast identisch sind (vom Prinzip, ich hab meine Tochter nie einen Stock apportieren lassen ).
Ein Kind hat einfach weder die Aufmerksamkeitsspanne noch das nötige abstrakte Verständniss, einem viertelstündigem Vortrag Folge zu leisten, warum es jetzt nicht dem Opa das Gebiss entwenden darf.

Andererseits ist Belohnung ein wichtiger Faktor!
Wenn ein Kind ein Glas umwirft und den ganzen Tisch zusaut, nebenbei Fernsehzeitung und Fernbedienung vernichtet, dann ist Schimpfe oder gar Strafe das idiotischste der Welt.
Es weiß auch so, dass das jetzt nicht toll war.
Gut funktioniert dann, dem Kind die Gelegenheit zu geben, am Wiedergutmachen zu helfen.. einen Lappen in die Hand drücken, selbst einen nehmen und zusammen den Mist bereinigen.
Das hat bei meiner Tochter mit knapp 2 Jahren so gut funktioniert, dass sie Tags darauf, als ich meinen Kaffee verschlapperte, direkt einen Lappen geholt hat ^^
(Dummerweise war ich so aus dem Häuschen, und hab sie so überschwenglich gelobt, dass sie dann wochenlang mit einem Lappen in der Hand durch die Gegend geschlichen ist ist und alles und jedem hinterhergeputzt hat )

Naja, back to the roots:
Das schlimmste an Eltern ist, wenn sie nicht in der Lage sind, abstraktes von elementarem zu unterscheiden.
Ich kann einem Kind nicht etwas Elementares mit Abstraktem beibringen (ein heißer Herd ist Elementar, wortreiche Erklärungen für ein so Kleines dagegen reichlich abstrakt).
Und bevor ein Kind nicht die elementaren Dinge gelernt hat (Eltern schlagen püh, Jähzorn püh, im Geschäft ins Regal greifen bäh, Dreck wegmachen gut, ins Zimmer gehen wenn Mama das sagt: gut, Spielzeug teilen gut usw usw), dann ist jeder Versuch Abstraktes zu lehren, zum Scheitern verurteilt.

Das wird sich dann im Kindergartenalter fortsetzen. Und wenn solche Schnitzer nicht bis zum Schulalter behoben sind, dann Prost Mahlzeit in der Pubertät.
__________________
Danke Junker:
Zitat:
Die grösste freilaufende Irrenanstalt
in die man eingewiesen wird auf Ratschlag der eigenen Insassen
und aus der man nicht mehr raus darf.

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