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Kein Wort, auch nicht das kleinste, kann ich sagen, Wozu das Herz den vollen Schlag verwehrt; Die Stunde drängt, gerüstet steht der Wagen, Es ist die Fahrt der Heimat abgekehrt. Geht immerhin - denn eure Tat ist euer - Und widerruft, was einst das Herz gebot; Und kauft, wenn dieser Preis euch nicht zu teuer, Dafür euch in der Heimat euer Brot! Ich aber kann des Landes nicht, des eignen, In Schmerz verstummte Klagen mißverstehn; Ich kann die stillen Gräber nicht verleugnen, Wie tief sie jetzt in Unkraut auch vergehn. - Du, deren zarte Augen mich befragen, - Der dich mir gab, gesegnet sei der Tag! Laß nur dein Herz an meinem Herzen schlagen, Und zage nicht! Es ist derselbe Schlag. Es strömt die Luft - die Knaben stehn und lauschen, Vom Strand herüber dringt ein Möwenschrei; Das ist die Flut! Das ist des Meeres Rauschen! Ihr kennt es wohl; wir waren oft dabei. Von meinem Arm in dieser letzten Stunde Blickt einmal noch in's weite Land hinaus, Und merkt es wohl, es steht auf diesem Grunde, Wo wir auch weilen, unser Vaterhaus. Wir scheiden jetzt, bis dieser Zeit Beschwerde Ein andrer Tag, ein besserer, gesühnt; Denn Raum ist auf der heimatlichen Erde Für Fremde nur und was den Fremden dient. Doch ist's das flehendste von den Gebeten, Ihr mögt dereinst, wenn mir es nicht vergönnt, Mit festem Fuß auf diese Scholle treten, Von der sich jetzt mein heißes Auge trennt! - Und du, mein Kind, mein jüngstes, dessen Wiege Auch noch auf diesem teuren Boden stand, Hör mich! - denn alles andere ist Lüge - Kein Mann gedeihet ohne Vaterland! Kannst du den Sinn, den diese Worte führen, Mit deiner Kinderseele nicht verstehn, So soll es wie ein Schauer dich berühren Und wie ein Pulsschlag in dein Leben gehn! Greetz Aaron |
norbert c. kaser - la tua terra
la tua terra
sai che la tua terra ti puo far morire non per nostalgia (questi tempi ormai son passati) ma per l'esperienza chen essuno ti ama sai che la tua terra ti puo amazzare perchè tutti ti vogliono bene morirai sotto i loro baci soffocanti tu che non li amavi mai allontanati torna però |
Christoph Meckel: Rede vom Gedicht
Das Gedicht ist nicht der Ort Wo die Schönheit gepflegt wird Hier ist die Rede vom Salz Das brennt in den Wunden Hier ist die Rede vom Tod Von vergifteten Sprachen Von Vaterländern, die eisernen Schuhen gleichen Das Gedicht ist nicht der Ort Wo die Wahrheit verziert wird Hier ist die Rede von Blut Das fließt aus den Wunden Vom Elend, vom Elend, vom Elend des Traums Von Verwüstung und Auswurf Von klapprigen Utopien Das Gedicht ist nicht der Ort Wo der Schmerz verheilt wird Hier ist die Rede von Zorn und Täuschung und Hunger Die Stadien der Sättigung werden hier nicht besungen Hier ist die Rede von fressen, gefressen werden Von Mühsal und Zweifel Hier ist die Chronik der Leiden Das Gedicht ist nicht der Ort Wo das Sterben begütigt Wo der Hunger gestillt Wo die Hoffnung verklärt wird Das Gedicht ist der Ort der zu Tode verwundeten Wahrheit Flügel, Flügel, der Engel stürzt Die Federn fliegen einzeln und blutig im Sturm der Geschichte Das Gedicht ist nicht der Ort Wo der Engel geschont wird |
Wolf Biermann - Ballade vom preußischen Ikarus
1.
Da, wo die Friedrichstraße sacht Den Schritt über das Wasser macht da hängt über der Spree Die Weidendammerbrücke. Schön Kannst du da Preußens Adler sehn wenn ich am Geländer steh dann steht da der preußische Ikarus mit grauen Flügeln aus Eisenguß dem tun seine Arme so weh er fliegt nicht weg - er stürzt nicht ab macht keinen Wind - und macht nicht schlapp am Geländer über der Spree 2. Der Stacheldraht wächst langsam ein Tief in die Haut, in Brust und Bein ins Hirn, in graue Zelln Umgürtet mit dem Drahtverband Ist unser Land ein Inselland umbrandet von bleiernen Welln da steht der preußische Ikarus mit grauen Flügeln aus Eisenguß dem tun seine Arme so weh er fliegt nicht hoch - und er stürzt nicht ab macht keinen Wind - und macht nicht schlapp am Geländer über der Spree 3. Und wenn du wegwillst, mußt du gehen Ich hab schon viele abhaun sehn aus unserm halben Land Ich halt mich fest hier; bis mich kalt Dieser verhaßte Vogel krallt und zerrt mich übern Rand dann bin ich der preußische Ikarus mit grauen Flügeln aus Eisenguß dann tun mir die Arme so weh dann flieg ich hoch - dann stürz ich ab mach bißchen Wind - dann mach ich schlapp am Geländer über der Spree |
Das Opfer, das die Liebe bringt
Das Opfer, das die Liebe bringt, Es ist das teuerste von allen; Doch wer sein Eigenstes bezwingt, Dem ist das schönste Los gefallen. J.W. Goethe |
Eduard Mörike: "Abschied"
Unangeklopft ein Herr tritt abends bei mir ein: "Ich habe die Ehr, Ihr Rezensent zu sein." Sofort nimmt er das Licht in die Hand, Besieht lang meinen Schatten an der Wand, Rueckt nah und fern: "Nun, lieber junger Mann, Sehn Sie doch gefaelligst mal Ihre Nas so von der Seite an! Sie geben zu, dass das ein Auswuchs is." - Das? Alle Wetter - gewiss! Ei Hasen! ich dachte nicht, All mein Lebtage nicht, Dass ich so eine Weltsnase fuehrt' im Gesicht!! Der Mann sprach noch verschiednes hin und her, Ich weiss, auf meine Ehre, nicht mehr; Meinte vielleicht, ich sollt ihm beichten. Zuletzt stand er auf; ich tat ihm leuchten. Wie wir nun an der Treppe sind, Da geh ich ihm, ganz froh gesinnt, Einen kleinen Tritt, Nur so von hinten aufs Gesaesse, mit - Alle Hagel! ward das ein Gerumpel, Ein Gepurzel, ein Gehumpel! Dergleichen hab ich nie geschn, All mein Lebtage nicht gesehn Einen Menschen so rasch die Trepp hinabgehn! |
Gerechtigkeit! - Was alle Menschen lieben,
Was alle fordern, wünschen, schwer entbehren, Es liegt an ihm dem Volk es zu gewähren. Doch ach! Was hilft dem Menschengeist Verstand, Dem Herzen Güte, Willigkeit der Hand, Wenn's fieberhaft durchaus im Staate wütet, Und Übel sich in Übeln überbrütet. Wer schaut hinab von diesem hohen Raum Ins weite Reich, ihm scheint's ein schwerer Traum, Wo Missgestalt in Missgestalten schaltet, Das Ungesetz gesetzlich überwaltet, Und eine Welt des Irrtums sich entfaltet. - Goethe, Faust II. |
Schoss mir grad so durch den Kopf...
Bunte Farben umgaben mich
Als das Dunkle vor mir wich Und im Nebel sah ich ein Licht Es war immer da, doch kannte ichs nicht Ich hab das Gefühl ich bin ganz allein Mein Blick dringt tief ins Innere ein Es ist so hell und doch seh ich klar Bedrückend und doch wunderbar Warum bin ich es der es kann Was für eine Welt bahnt sich mir an Hab ich die Mitte bereits erkundet Oder die Schale grad mal verwundet Allein meine Fragen lassen mich schließen Meine Knospe fängt grad an zu sprießen Ich brauche viel Wasser, das ist mir klar Bedrückend und doch wunderbar |
Rainer Maria Rilke: "Die Gazelle"
Verzauberte: wie kann der Einklang zweier erwählter Worte je den Reim erreichen, der in dir kommt und geht, wie auf ein Zeichen. Aus deiner Stirne steigen Laub und Leier, und alles Deine geht schon im Vergleich durch Liebeslieder, deren Worte, weich wie Rosenblätter, dem, der nicht mehr liest, sich auf die Augen legen, die er schließt: um dich zu sehen: hingetragen, als wäre mit Sprüngen jeder Lauf geladen und schösse nur nicht ab, solang der Hals das Haupt ins Horchen hält: wie wenn beim Baden im Wald die Badende sich unterbricht: den Waldsee im gewendeten Gesicht. |
Ferdinand Freiligrath: "Die Freiheit! Das Recht!"
O, glaubt nicht, sie ruhe fortan bei den Todten, O, glaubt nicht, sie meide fortan dies Geschlecht, Weil muthigen Sprechern das Wort man verboten Und Nichtdelatoren verweigert das Recht! Nein, ob ins Exil auch die Eidfesten schritten; Ob, müde der Willkür, die endlos sie litten, Sich andre im Kerker die Adern zerschnitten - Doch lebt noch die Freiheit und mit ihr das Recht! - Die Freiheit! Das Recht! Nicht mach uns die einzelne Schlappe verlegen! Die fördert die Siege des Ganzen erst recht; Die wirkt, daß wir doppelt uns rühren und regen, Noch lauter es rufen: Die Freiheit! Das Recht! Denn ewig sind Eins diese heiligen Zweie! Sie halten zusammen in Trutz und in Treue; Wo das Recht ist, da wohnen von selber schon Freie, Und immer, wo Freie sind, waltet das Recht! - Die Freiheit! Das Recht! Und auch das sei ein Trost uns: nie flogen, wie heuer, Die freudigen Zwei von Gefecht zu Gefecht! Nie flutete voller ihr Odem und freier, Durch die Seele selbst brausend dem niedrigsten Knecht! Sie machen die Runde der Welt und der Lande, Sie wecken und werben von Strande zu Strande, Schon sprengten sie kühn des Leibeigenen Bande Und sagten zu denen des Negers: Zerbrecht! - Die Freiheit! Das Recht! Ja, ihr Banner entflattert und weht allerorten, Daß die Unbill gesühnt sei, die Schande gerächt! Ja, und siegen sie hier nicht, so siegen sie dorten, Und am Ende doch siegen sie gründlich und echt! O Gott, welch ein Kranz wird sie glorreich dann zieren! All die Läuber, die Völker im Fahnentuch führen! Die Olive des Griechen, das Kleeblatt des Iren Und vor allem germanisches Eichengeflecht! - Die Freiheit! Das Recht! Wohl ruhn dann schon manche, die jetzo noch leiden - Doch ihr Schlummer ist süß, und ihr Ruhn ist gerecht! Und licht an den Gräbern stehen die Beiden, Die wir ihnen auch danken - die Freiheit! das Recht! Unterdeß hebt die Gläser! Ihr Wohl, die da stritten! Die da stritten, und muthig ins Elend drum schritten! Die das Recht uns verfochten, und Unrecht drum litten! Hoch ewig das Recht - und die Freiheit durch's Recht! - Die Freiheit durch's Recht! |
Heldengebirg!
Ich habe da noch ein schönes Gedicht von dem lieben Rilke, geschrieben 1914:
Heil mir, daß ich Ergriffene sehe. Schon lange war uns das Schauspiel nicht wahr, und das erfundene Bild sprach nicht entscheidend uns an. Geliebte, nun redet wie ein Seher die Zeit blind, aus dem ältesten Geist. Hört. Noch hörtet ihrs nie. Jetzt seid ihr die Bäume, die die gewaltige Luft lauter und lauter durchrauscht; über die ebenen Jahre stürmt sie herüber aus der Väter Gefühl, aus höheren Taten, vom hohen Heldengebirg, das nächstens im Neuschnee eures freudigen Ruhms reiner, näher erglänzt. Wie verwandelt sich nun die lebendige Landschaft: es wandert würziger Jungwald dahin und ältere Stämme, und das kürzliche Reis biegt sich den Ziehenden nach. Einmal schon, da ihr gebart, empfandet ihr Trennung, Mütter, — empfindet auch wieder das Glück, daß ihr die Gebenden seid. Gebt wie Unendliche, gebt. Seid diesen treibenden Tagen eine reiche Natur. Segnet die Söhne hinaus. Und ihr Mädchen, gedenkt, daß sie euch lieben: in solchen Herzen seid ihr gefühlt, so furchtbarer Andrang ging, zur Milde verstellt, mit euch, Blumigen, um. Vorsicht hielt euch zurück, nun dürft ihr unendlicher lieben, sagenhaft Liebende sein wie die Mädchen der Vorzeit: daß die Hoffende steht wie im hoffenden Garten, daß die Weinende weint wie im Sternbild, das hoch nach einer Weinenden heißt *** Das ist eine derart kitschige, widerliche Kriegspropaganda, daß man allein dafür Rilke sofort im Orkus der übrigen Arschlöcher, Kriegshetzer und Nazis verschwinden lassen sollte und zwar für immer. |
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